Der Granatastrild - edler afrikanischer Prachtfink
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                       Helmuth Hillar
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Systematik
Wissenschaftlicher Name:  Granatina granatina (Linné, 1766)
Ordnung:  Passeriformes – Sperlingsvögel
Unterordnung: Passeres - Singvögel
Familie: Estrildidae - Prachtfinken
Gattung: Granatina - Granatastrilde
Unterarten: Granatina granatina granatina; Granatina granatina retusa,
teilweise wird Granatina granatina siccatus beschrieben
Englischer Name: Violet-eared Waxbill
Verbreitung und Beschreibung der Art 
Der Granatastrild bewohnt große Teile Süd- und Südwestafrikas. Sein
Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Namibia, Angola, Botswana, Rhodesien,
Sambia bis über das südliche Mosambik. Dort durchstreift er in kleinen Gruppen
oder paarweise die lichten Akazienwälder und trockene Dornbuschsteppen.
Granatastrilde finden ihre Nahrung hauptsächlich auf dem Boden. Sie leben von
kleinen Sämereien,
Grassamen und Insekten.
Die Brutzeit fällt in die
Regenzeit. In dichte
Dornenbüsche bauen
Granatastrilde ihre
Kugelnester, bevorzugt in
der Nähe von Hornissen-
und Wespennestern.
Rispen, Grashalme und
viele Federn dienen als
Baumaterial. Drei bis fünf
Eier werden gelegt und
abwechselnd von dem
Paar bebrütet. Bei der
Aufzucht der Jungvögel
werden verschiedene
Insekten und Termiten
verfüttert.
Der Granatastrild hat eine Länge von 14-15cm bei einem Gewicht von 12g. Einen
bedeutenden Anteil davon nimmt das Schwanzgefieder ein (Männchen 7,35cm,
Weibchen 6,80cm) und verleit diesem farbenprächtigen afrikanischen Astrild
dadurch seine elegante Erscheinung. Das Männchen ist tief kastanienbraun am
Oberkopf, Nacken, Kehle, Brust- und Bauchgefieder gefärbt. Die Flügel und der
Rücken sind eher graubraun. Schnabel und Lidringe heben sich durch intensives
Rosarot hervor. Die Stirn ist leuchtend kobaltblau. Kinn, Zügel und
Unterschwanzdecken sind schwarz. Oberschwanzdecken und Bürzelgefieder sind
tief dunkelblau gefärbt. Die Füße sind bräunlich grau. Bestechend schön ist der
große, tief violette Wangenfleck beim Männchen und Weibchen.
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Beim Weibchen hat ein intensives Gelbbraun die kastanienbraunen Gefiederpartien des Männchens ersetzt.
Das Weibchen ist insgesamt heller gefärbt. Das Bürzelgefieder ist dunkelblau, jedoch nicht so ausgeprägt wie
beim Männchen, die Stirn hellblau. Ansonsten entspricht die Gefiederfärbung der des Männchens.
Zucht- und Haltungserfahrungen 
Meine sämtlichen Afrikaner erhalten eine spezielle Futtermischung für Afrikanische Astrilde, die ich zusätzlich
mit 50% Grassamen anreichere. Granatstrilde verfetten sonst sehr leicht und dies führt zu schlecht
befruchteten Gelegen. Sporadisch füttere ich zusätzlich lockere rote Kolbenhirse. Je nach Jahreszeit werden
Ähren von halbreifen Wiesengräsern, Vogelmiere und sonstige Unkräuter angeboten. In den Wintermonaten
bieten halbreife Silberhirse oder auch Kolbenhirse Ersatz. Wieder entdeckt habe ich die Salatgurke in meiner
Zuchtanlage, die geviertelt von allen meinen Prachtfinken gierig aufgenommen wird. Animalisches Futter
spielt während der Ruhephase nur eine untergeordnete Rolle.
Mein Prachtfinkenbestand wird einmal wöchentlich mit einem Vitamin-E-Präparat und einem
Mulivitaminpräparat, sowie einmal im Monat mit Vitamin E versorgt. Verschiedene Mine-ralien und zerstoßene
Hühnereierschalen, die ich mit Vitamin D3 anreichere, stehen den Vögeln stets frisch zur Verfügung. Seither
kenne ich keine Legenot mehr in meinem Bestand.
Meine ersten zwei Importpaare habe ich 2005 erworben, nachdem nach fast fünf Jahren wieder ca. 200
Paare nach Deutschland exportiert wurden. Bei der Auswahl der Paare war ich darauf bedacht möglichst
junge, gut durchgemauserte Vögel mit glänzendem Gefieder zu wählen. Beide Paare gingen bei mir durch
eine sechswöchige Quarantäne in der sie vorbeugend auf Endo- und Ektoparasiten behandelt wurden. Dabei
habe ich sie behutsam an mein Futterkonzept herangeführt.
Untergebracht wurden sie in meinen eigens konzipierten teilverglasten Zuchtboxen (L 1,00m x T 0,75m x H
0,70m) die nach Anforderung auch beheizt werden können. Bevorzugt züchte ich Afrikaner in Paarhaltung,
da ich die Vögel so über die Fütterung besser beeinflussen kann. Grundsätzlich züchte ich bei einer
Raumtemperatur von 21°C, die Luftfeuchtigkeit im Raum bewegt sich zwischen 60 - 65%. Die Schlupfrate
liegt bei diesen Verhältnissen und einem gut belüfteten Raum nahe 100%.
2007 schritten erstmals beide Paare erfolgreich zur Brut. Beide der Verpaarung hatte ich eine glückliche
Hand. Paar 1 entstand aus einer Liebesverpaarung, während ich Paar 2 zwangs-verpaaren musste. Gerade
dieses Paar sollte aber wunderbar harmonieren.
Die erste Brut verlief bei beiden Paaren wie bereits im Jahr zuvor. Prompt am dritten Tag wurden die leblosen
Nestlinge wieder aus dem Nest getragen. Wieder das gleiche Problem, sobald die Nestlinge geschlüpft waren
wurde das angebotene Futter verschmäht. Meine ganz Erfahrung, die ich in über zehn Jahren erfolgreicher
Zucht von Blaukopfastrilden gemacht hatte, erschienen wertlos.
Nun wurde mein komplettes Konzept über den Haufen geworfen. Die Boxen wurden nun auf  25°C beheizt
und die Vögel begannen sich unter dem Infrarotdunkelstrahler zu sonnen und fühlten sich sichtlich wohler.
Emsig wurden geeignete Nistkörbchen mit Kokosfaser, Jute, Tierhaaren und weißen Materialien von den
Vögeln ausgebaut und gepolstert. Bebrütet wurde das Gelege, die in der Regel aus 4-5 Eiern besteht,
abwechselnd von beiden Partnern. Wobei das Weibchen grundsätzlich nachts das Brutgeschäft übernahm.
Nach 13/ 14 Tagen schlüpften die Nestlinge. Kurz vor dem Schlupf begann ich die Vögel mit animalischem
Futter anzufüttern. Bevorzugt wurden Buffalos, Minimehlwürmer und Ameisenpuppen verfüttert. Das
Futterangebot wurde von mir nun deutlich erhöht und bis zu fünfmal am Tag in kleinen Portionen angeboten.
Nun hatte ich die Vögel richtig am Futter. Prima wurde gefressen. Nach 4-5 Tagen huderten die Altvögel
bereits nicht mehr. Mit zunehmendem Alter der Nestlinge gingen die Altvögel dazu über die
Nahrungsaufnahme zu verändern. Halbreife Silberhirse, Salatgurke, rote lockere Kolbenhirse und Keimfutter
spielten mehr und mehr eine übergeordnete Rolle. Nach ca. 8 Tagen wagte ich mit einer Taschenlampe eine
vorsichtige Kontrolle. Zu meiner Freude konnte ich die ersten drei Jungvögel mit dichtem, grauweißem Flaum
direkt hinter dem Einflugloch entdecken. Nein - ich musste nicht mit aller Gewalt beringen! Am 16. Tag sah
man die Nestlinge neugierig aus der Nisthöhle spicken um dann mit 18/ 19 Tagen voll befiedert auszufliegen.
Nach weiteren 2-3 Wochen waren die Flügglinge futterfest und wurden vorsorglich abgesetzt. Granatastrilde
können äußerst aggressiv werden und die Flügglinge bis zum Tode treiben.
Die Jungvögel sind nach dem Ausfliegen ähnlich dem Weibchen gefärbt. Im ganzen gräulich gelbbraun mit
Stummelschwänzchen. Das Bürzelgefieder ist lila und bei den Männchen deutlich intensiver. Lidringe und
Schnabel sind schwarz. In den Schnabelwinkeln zeichnen sich noch hellblaue Papillen ab.
Im Alter von drei Monaten haben die Jungvögel ihre Teilmauser (dabei mausert nur das Kopfgefieder)
abgeschlossen und zeigen die für  Granatastrilde typische Kopfzeichnung und rosafarbene Schnäbel. Die
Geschlechter sind nun eindeutig zu unterscheiden. Bereits in diesem Alter beginnen schon lose
Paarbildungen, die Vögel "verloben" sich. Erst Wochen später mausern die Vögel dann ins Adultgefieder um.
Eine heikle Phase.
Im Zuchtjahr 2006/ 2007 konnte ich 4,4 Granatastrilde von meinen beiden Paaren nachziehen. Sodass ich
derzeit im Besitz von vier blutsfremden Paaren bin. Ein Teil der Nachzuchten ging ganz bewusst an einen
erfahrenen Zuchtfreund aus der Schweiz der bereits mehrere Paare pflegt. Ein weiteres Importweibchen zur
Paarzusammenstellung überließ mir in Zusammenarbeit IG-Mitglied Rainer Schick. „ Danke Rainer “. Ganz
wichtig erscheint mir der Kontakt mit dem benachbarten Ausland. Den nur mit den Vögeln aus Deutschland
allein wird es auf Dauer nicht gelingen blutsfremde Linien zu erhalten. Derzeit habe ich selbst aus Israel
Anfragen nach Nachzuchten des Granatastrilden, dies sind wohl eindeutige Signale ob der Situation dieses
wunderbaren Astrilden in Menschenobhut.
Der Granatastrild ist anspruchsvoll in der Haltung und Zucht. Sicherlich ist er nicht ganz einfach zu pflegen
und bedarf der ganzen Aufmerksamkeit des Züchters. Er hat Ansprüche an artgerechte Ernährung und ist
wärmebedürfig. Obwohl er in der Ruhephase mit 16°C gut zurecht kommt. Der Vogel macht eine Menge
Spaß, sollte aber nach Möglichkeit nur von erfahrenen Züchtern gepflegt werden. Eine Vergesellschaftung mit
der eigenen Art, mit Schmetterlingastrilden oder mit Veilchenastrilden ist unmöglich. Die Männchen
bekämpfen sich bis zum Tod. Doch mit anderen Prachtfinken lebt er friedlich zusammen und empfiehlt sich
auch für die Unterbringung in  einer Gemeinschaftsvoliere.
Leider nimmt die Ammenzucht mit japanischen Mövchen oder auch mit Zebrafinken bei heiklen Arten, wie
dem Granatastrilden, immer mehr zu. Tunlichst sollten wir es vermeiden solche Vögel zu kaufen. Denn schon
durch unser alleiniges Interesse an solchen Vögeln, fördern wir die Ammenzucht, die uns in keiner Weise
unserem Ziel der Arterhaltung näher bringt.
Selbstverständlich bin ich immer bereit, bei Problemen bei der Haltung und Zucht dieses edlen afrikanischen
Prachtfinken zu helfen.