Blauköpfige Schmetterlingsastrilde - die 3. Generation
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                       Helmuth Hillar
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Schmetterlingsartig wirkt der Flug meiner jungen Blauköpfigen Schmetterlings-
astrilde, die ich im Zuchtjahr 2001 nachgezogen habe, in meiner drei Meter
langen Innenvoliere. Gerade diesem, dem Schmetterling ähnlichen Flugverhalten
verdanken sie ihren Namen. Munter aber nicht scheu bewegt sich der Schwarm
in der Voliere. Die Vögel bestechen durch ihr aalglattes Gefieder. Die Männchen
sind tief blau gezeichnet, der Unterbauch und die Flügeldecken nougatbraun. Die
Weibchen sind im ganzen matter gefärbt und das Braun reicht bei ihnen bis zum
Oberkopf.
Die Zuchtsaison 2001 war geplant. Mein zuchtbewährtes 96er
Nachzuchtmännchen präsentierte sich auch im fünften Lebensjahr noch in
hervorragender Kondition. Das Männchen brachte in den Jahren zuvor
regelmäßig Nachzuchten. Dieses Jahr sollte es mit einem 98er Weibchen
verpaart werden. Sie ging aus einer Verpaarung 96er Nachzuchtvögel hervor.
Das Weibchen war zusammen mit meinen anderen Prachtfinkenweibchen in
einer etwa 2,5m langen Innenvoliere untergebracht. Seit Tagen signalisierte sie
durch munteres Singen und Halmbalz (wie wir es vom Männchen kennen)
Brutstimmung. Das Männchen hatte eine 1,1m langen Box die rechtwinklig zur
Voliere stand bezogen. So hatten die Vögel stetig „ Blickkontakt “. Immer wieder
sah ich, wie das Weibchen das Männchen am Gitter besuchte. Ein Zeichen von
Sympathie.
Am 20.10. habe ich die Zuchtbox (Maße L 1,2m x B 0,75m x H 0,80m)
vorbereitet. Die Box ist nur zur Vorderfront hin offen und wie alle meine Volieren
und Boxen sind die Wände
grün gestrichen und mit
einer Tageslichtröhre
ausgeleuchtet. An der
Rückwand ist ein
Baustahlgewebe keilförmig
angebracht, dieses dient
zur Befestigung
verschiedener Gräser,
Ginster- und
Koniferenzweige. An einer
Stelle ist das Gitter
ausgeschnitten um
dahinter ein Kaisernest
einzuhängen. Die Vögel
haben nun die Alternative
offen ins Gestrüpp oder in
die künstliche
Nistgelegenheit zu bauen.
Nachmittags habe ich das Paar eingesetzt. Mit aufgeregtem Gezeter und
abgewinkeltem, wippendem Schwanz begrüßten sich die Vögel. Durch diese
arttypische Verhalten signalisierten die Partner Sympathie. Ein gut
harmonierendes Paar verspricht Erfolg.
 
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Bereits am nächsten Tag sah ich das Männchen mit leisem Zwitschern im Kaisernest sitzen. Das Männchen
schlägt dem Weibchen auf diese Art und Weise den Nistplatz vor welcher auch in der Regel von ihr akzeptiert
wird . Obwohl es auch immer wieder vorkommt, dass ein bereits angefangenes Nest verlassen wird. An einer
anderen, vielleicht besser geeigneten Stelle, wird dann ein neues errichtet. Bauen die Vögel offen in die
künstliche Hecke verzichte ich in der Regel auf eine Beringung der Jungvögel um den Brutverlauf nicht zu stören.
Nach zwei bis drei Tagen entsteht ein kunstvolles Kugelnest aus Kokosfasern Nach zwei bis drei Tagen entsteht
ein kunstvolles Kugelnest aus Kokosfasern das mit Scharpie gepolstert wird. Das Nest hat einen Durchmesser
von etwa zehn Zentimetern mit einem drei Zentimeter großen Einschlupfloch im oberen Drittel. In diesem Fall
hat das Paar ins Kaisernest gebaut was auf eine Beringung hoffen ließ.
Mit Beendigung des Nestbaues kommt es auch schon zur Eiablage. Das Weibchen signalisiert dies durch
aufgeplustertes Aftergefieder und verdicktem Unterleib am Abend zuvor. In dieser Phase ist den Weibchen
besondere Aufmerksamkeit durch den Züchter zu schenken. Vor allem zu jung angesetzte Weibchen ( ich
setzte nur Weibchen die mindestens ein Jahr alt sind zur Zucht an) in zu kalten Zuchträumen (meine
Zuchttemperatur 20 Grad bei ca. 65% Luftfeuchtigkeit) bekommen jetzt gerne Legenot. Schnelles Handeln
vom Züchter ist dann angebracht. Täglich wird ein weißes Ei gelegt. Eine Gelegegröße zwischen drei und
sechs Eiern halte ich für normal. In diesem Fall bestand das Gelege aus acht Eiern und wurden etwa ab dem
fünften Ei von beiden Partnern abwechselnd bebrütet. Tagsüber übernahm hauptsächlich das Männchen das
Brutgeschäft. Bei einer Nestkontrolle am sechsten Bebrütungstag habe ich festgestellt dass das Gelege
vollständig befruchtet war. Das Paar brütete zuverlässig. Nach 13/14 Tagen Brutzeit konnte ich den Schlupf
des ersten Jungvogels feststellen. Zwei Tage später waren drei Vögel geschlüpft und nach drei weiteren Tagen
alle acht. Dabei hat sich herausgestellt, dass es einfacher war die restlichen befruchteten Eier zu zählen als
das Dunenknäuel zu sortieren.
Das Elternpaar versorgte die Brut vorbildlich. Zur Aufzucht werden als animalisches Futter Puppen der
Wiesenameise und ein Weichfresserfutter gereicht. Eifutter wird trocken angeboten und wird sehr gut von den
Vögeln angenommen. Gekeimt wird ein feinkörniges Exotenmischfutter (qualitativ hohes Futter keimt auch
gut). Keimfutter hat in der letzen Woche der Nestlingszeit einen erhöhten Stellenwert, da ich dann anfange
den Anteil an animalischem Futter zu verringern. Die Jungvögel sind sonst meist schwer futterfest zu
bekommen. Die Altvögel geraten zu früh wieder in Brutstimmung und starten die nächste Brut. Täglich
erhalten die Vögel auch halbreife tiefgefrorene Silberhirse und Vogelmiere aus dem Gewächshaus.
Aufgrund meiner jahrelangen Erfahrungen ist der elfte Lebenstag der Jungvögel der günstigste Zeitpunkt zur
Beringung. Das Großgefieder ist bei gut entwickelten Jungvögeln gerade durchgebrochen. Der 2,5mm Ring
sitzt gut und wird in der Regel nicht mehr abgestreift, eine erneute störende Kontrolle ist nicht mehr
notwendig. Mein 96er Zuchtmännchen verhielt sich immer kritisch Nestkontrollen gegenüber. Der Brutverlauf
war bisher sehr positiv. Das Paar fütterte zuverlässig und alle acht Jungvögel waren gut entwickelt, aber das
sollte sich ändern. Schon beim betreten des Zuchtraums war die Aufregung zu spüren, mit riesigem Gezeter
empfingen mich die Vögel. Was war geschehen? Der kleinste Jungvogel war aus dem Nest gefallen (etwa 14
Tage alt und voll befiedert), unaufhörlich und aggressiv waren die Attacken des Männchens gegenüber dem
Jungvogel und dem Weibchen. Ich versuchte mit wenig Hoffnung den Jungvogel ins Nest zurückzusetzen (der
Fluchinstinkt ist in diesem Alter meist schon so ausgeprägt das dies nicht mehr gelingt). Nachdem ich dies
mehrmals erfolglos versuchte und so die Stimmung unter den Altvögeln nur noch mehr anheizte, entschloss
ich mich den Vogel zur Handaufzucht zu entnehmen. Das Verhalten des Männchens änderte sich jedoch nicht,
der vorher fürsorgliche Vater war wie umgedreht, unaufhörlich trieb er das Weibchen. An ein Füttern der
Jungvögel war nicht mehr zu denken. Kurzer Hand entschloss ich mich das Männchen herauszufangen und in
eine andere Box umzusetzen (das Männchen kann aufgrund gemachter Erfahrungen im Raum belassen
werden). Die Vögel riefen sich noch einige Zeit, dann aber nahm das Weibchen die Fütterung zu meiner
Freude wieder auf. Die Situation hatte sich wieder beruhigt, alles im Griff? Weit gefehlt, zwei Tage später im
Alter von 18/19 Tagen waren die ersten Jungvögel flügge. Das Weibchen trieb die Jungvögel wie besessen
durch die Box, das Männchen schien das Weibchen durch sein Rufen dabei noch anzufeuern. Nichts wie raus
aus dem Zuchtraum mit dem „ Kerl “ und die Situation beruhigte sich. Die Jungvögel im Nest wurden weiter
vorbildlich versorgt – allerdings nur die im Nest, die flüggen Jungen die im Gestrüpp herumturnten wurden
nicht gefüttert. Hilflosigkeit – ich hoffte nun auf den nächsten Tag. Würde das Weibchen die Fütterung wieder
aufnehmen, wenn alle ausgeflogen sind? Der Zustand der Jungvögel wurde bereits bedenklich, aber sieben
junge Schmetterlingsfinken von Hand füttern – unmöglich. Am nächsten Morgen waren alle sieben Jungvögel
auf der Stange. Das Weibchen fütterte, Glück gehabt. Stunden später musste ich jedoch erkennen, dass die
Sache noch lange nicht ausgestanden war. Die Jungvögel trieben das Weibchen vor Hunger kreuz und quer
durch die Voliere. Sie brachte die Brut einfach nicht satt. Sie ließen ihr kaum mehr Zeit zum Fressen. Schnelles
Handeln war nun angesagt. Fütterung umstellen. Neben Ameisenpuppen reichte ich nun auch Pinkys die ich
auf mehrere Futterplätze verteilte um dem Weibchen die Möglichkeit zu schaffen in Ruhe zu fressen. Gierig
verschlang sie die Pinkys und versuchte die gefräßigen Mäuler zu stopfen. Es war schon ein schönes Bild, die
um das Weibchen versammelten Jungvögel zu beobachten, die mit ihren drehenden Köpfen lautstark Futter
forderten. Alle sieben Jungvögel wurden fürsorglich versorgt. Meine Hoffnung stieg die Jungvögel doch noch
futterfest zu bekommen. Am nächsten Morgen folgte die Ernüchterung, zwei Jungvögel lagen klamm auf dem
Futtertisch. Ich versuchte dies mit Fassung zu tragen und mich an dem zu erfreuen was ich noch hatte,
nämlich fünf Jungvögel die sich in den nächsten Tagen prächtig entwickelten. Acht Tage später habe ich
aufgehört animalische Futter zu reichen und nach weiteren acht Tagen konnte ich die Jungvögel absetzen. Sie
nahmen nun selbstständig Futter auf und das Weibchen hatte das Füttern eingestellt.
Natürlich verlaufen nicht alle Bruten des Schmetterlingsastrilden so schwierig, aber es kann schon sehr
mühsam sein bis man eine solche Brut auf der Stange hat. Der Zeitaufwand ist immens. Doch immer wieder
finden sich Züchter die dies honorieren und einen fairen Preis für deutsche Nachzuchten bezahlen. Den Einsatz
vitaler Nachzuchtvögel den risikobehafteten, billigen Importvögeln vorziehen. Ich hoffe, dass viele Leser in
diesem Artikel geeignete Ratschläge  für  ihre  Probleme  bei  der  Prachtfinkenzucht  finden  und  die 
Herausforderung „ afrikanische Prachtfinken “ annehmen.